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Fortpflanzung des Waschbären

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Ungefähr 65 Tage nach der Paarung bringt das wieder allein lebende Weibchen im Frühling durchschnittlich 2,5 bis 3,5 Welpen zur Welt. Die zuvor ausschließlich von ihrer Mutter gesäugten Welpen verlassen mit ungefähr acht Wochen die Wurfhöhle. Anschließend lernen sie bis zur allmählichen Trennung im Herbst für sich selbst zu sorgen.

Paarung und Trächtigkeit

Ein geschätzt zwei Monate alter Welpe lugt um die Ecke
[1] Ein geschätzt zwei Monate alter Welpe lugt um die Ecke

Waschbären paaren sich meistens im Zeitraum zwischen Ende Januar und Anfang März. Nach der Tragezeit von etwa 65 Tagen kommen die Jungen demnach zumeist im April zur Welt. Wenn kein unvorhergesehener Zwischenfall wie der Tod ihrer Mutter eintritt, sollten die Welpen somit genug Zeit haben, sich bis zum Beginn des nächsten Winters eine ausreichende Fettschicht anzufressen um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Wenn ein Weibchen nicht trächtig wird oder seine Jungen frühzeitig verliert, wird es manchmal erneut empfängnisbereit, wenn das Jahr noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Die empfängnisbereiten Tage, die nur etwa drei oder vier Tage andauern, fallen bei allen Weibchen eines Gebiets zeitlich eng zusammen. Häufig treffen sich dann einige von diesen an einem gemeinsamen Sammelplatz. Weil ihr deutlich größeres Streifgebiet mehrere solcher Sammelplätze umfassen kann, bedeutet dies für die Rüden zur Paarungszeit eine Hetze von einem Treffpunkt zum nächsten, wenn sie alle gerade paarungsbereiten Fähen umwerben wollen. Weil der Paarungsakt zudem mehrmals nacheinander vollzogen wird (inklusive der notwendigen Ruhepausen dazwischen) und die Weibchen auf einem zeitraubenden Vorspiel bestehen, darf angenommen werden, dass auch die schwächeren Mitglieder einer Rüdenkoalition bei der einen oder anderen Fähe zum Zug kommen. Während sich die Weibchen zumeist nur mit einem Männchen paaren, versuchen diese natürlich, so viele Weibchen wie möglich zu beglücken.

Um eine hohe Sterblichkeitsrate auszugleichen steigt der Anteil der trächtig werdenden Weibchen stark an, vor allem bei den einjährigen Weibchen, die sich sonst noch vornehm zurückhalten würden. Während die Gesamtpopulation durch diesen Mechanismus annähernd stabil bleibt, sinkt der Altersdurchschnitt rapide. Insofern erweist es sich fast immer als wirkungslos, Waschbären durch vermehrte Jagd aus einem Gebiet, das für sie einen günstigen Lebensraum darstellt, dauerhaft vertreiben zu wollen. Selbst wenn dies ausnahmsweise gelingen sollte, würden mit großer Wahrscheinlichkeit schon bald darauf andere Waschbären aus der weiteren Umgebung in die derart frei gewordenen Territorien eindringen.

Geburt und Jungenaufzucht

Zur Geburtsvorbereitung sucht sich das nach der Paarung wieder allein lebende Weibchen eine Wurfhöhle, in der die Welpen anschließend ihre ersten sechs bis neun Lebenswochen verbringen werden. Um nicht gestört zu werden, werden hier in mehr als 10 m Höhe liegende und abgelegen gelegene Baumhöhlen bevorzugt. Die durchschnittliche Wurfgröße beträgt 2,5 bis 3,5 Jungen. Würfe von mehr als sechs Welpen sind sehr selten; bei noch größeren Würfen würden die Überlebenschancen der Jungen auch sinken, da eine Waschbärin nach dem kräftezehrenden Winter nicht beliebig viel Milch geben kann.

Nach der Geburt sind die etwa 10 cm langen und 65 bis 75 g schweren Welpen raubtiertypisch blind, taub und auch ansonsten völlig hilflos. Ihr gelbliches oder hellgraues Fell ist noch licht, aber die Gesichtsmaske und der geringelte Schwanz zeichnen sich schon ab. Kurz nach der Öffnung der Ohren öffnen sie nach zwei bis drei Wochen auch erstmals ihre Augen. Während der ersten sechs bis neun Wochen nehmen die Welpen keine feste Nahrung zu sich, sondern werden ausschließlich von ihrer Mutter gesäugt. Nach einigen Tagen, die diese noch ausschließlich bei ihren Neugeborenen verbringt, geht sie immer wieder auf intensive Futtersuche um eine ausreichende Milchproduktion zu gewährleisten.

Ungefähr in der sechsten Lebenswoche ist ein bedeutender Entwicklungssprung auszumachen. Innerhalb weniger Tage werden aus den hilflosen Babys neugierige Rabauken, die es gar nicht abwarten können, erstmals mit Mama auf große Tour zu gehen. Bis es endlich soweit ist, dauert es aber unter Umständen noch einige Wochen, zum Beispiel weil zuerst der Abstieg aus großer Höhe gemeistert werden will. Anschließend folgen sie auf Schritt und Tritt ihrer Mutter und lernen in dieser Zeit allmählich für sich selbst zu sorgen. Spielerisch suchen sie nach Nahrung, messen sich in Raufereien mit ihren Geschwistern und werden von Frau Mama zu den ergiebigsten Futterstellen und sichersten Verstecken geführt. Auch nach dem Verlassen der Wurfhöhle werden sie aber noch ein bis zwei Monate lang mit nachlassender Intensität gesäugt. Rüden rühren normalerweise keinen Finger bei der Erziehung und werden von den meisten Weibchen während der ersten Lebenswochen auch gar nicht in der Nähe ihres Nachwuchses geduldet. Aber keine Regel ohne Ausnahme. So berichtet Virgina C. Holmgren in ihrem Buch „Raccoons: In History, Folklore and Today’s Backyards“ von Blacky, der sehr gerne mit seinen Kindern zusammen war und mit ihnen spielte. [RIH S. 94]

Indem sie ihrer Mutter folgen, lernen die Welpen die ergiebigsten Futterplätze in der Umgebung kennen

[2] Indem sie ihrer Mutter folgen, lernen die Welpen die ergiebigsten Futterplätze in der Umgebung kennen

Waschbärjunge können ab einem Alter von etwa vier Monaten selbständig überleben, ganz besonders frühreife Exemplare sogar schon ein paar Wochen früher. Sicher nicht schlecht wenn man bedenkt, dass fünf bis sechs Wochen alte Waschbären noch hilflose Fellknäuel sind, die an der Zitze ihrer Mutter hängen. Besser ist es aber natürlich, wenn sie noch ein bis zwei Monate länger bei ihrer Mutter bleiben können. Im Herbst erfolgt schließlich die allmähliche Trennung. Während viele weibliche Nachkommen zeitlebens in der Nähe ihrer Mutter und anderer mit ihnen verwandter Weibchen bleiben, suchen sich die jungen Männchen ein weiter entferntes Territorium. Vor dem Hintergrund des ersten Punkts ist dies als instinktives Verhalten zur Vermeidung von Inzucht zu verstehen. Insbesondere in strengen Wintern kann es aber auch passieren, dass alle Jungen wieder zeitweise in die heimatlichen Gefilde zurückkehren und sich in einer geräumigen Schlafstätte eng an die übrigen Familienmitglieder kuscheln. Während die Weibchen schon vor dem Beginn der nächsten Hauptpaarungszeit im Februar die Geschlechtsreife erreichen, ist dies nur bei einem kleinen Teil der Männchen der Fall.

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Quellen

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