Lotor.de: Alles über Waschbären

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Falschinformationen

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Immer wieder stößt man auf Artikel über den Waschbären, die zwar gut gemeint sind, aber trotzdem jede Menge Falschinformationen enthalten, weil sie etwa auf völlig veralteten Quellen basieren. Auf dieser Seite werden die dort gemachten falschen Aussagen vorgestellt und verbessert.

21. Juni 2008: SWR Kindernetz Oli''s Wilde Welt

Zugegeben, dieser Artikel bei Oli''s Wilde Welt ist nicht so schlimm wie der von Arche Online (siehe unten), aber bei einer Platzierung auf Seite 1 bei Google bei einer Suche nach „waschbär“ sollte man etwas mehr erwarten dürfen.

  • „Der Waschbär findet seine Nahrung oft im Wasser. Wenn er sie mit seinen Pfoten hält, sieht es aus, als ob er sie "wäscht". Daher kommt der Name "Waschbär".“
  • JEIN: Diese Erklärung greift zu kurz, aber so genau will ich es jetzt mal nicht nehmen (--> Waschen der Nahrung)
  • Waschbären wiegen meistens zwischen 8 und 11 Kilogramm, wobei die Männchen oft schwerer sind als die Weibchen.
  • FALSCH: Ein derart hohes Gewicht wird in der Regel nur von kräftigen Männchen oder nach dem Anfressen des Winterspecks erreicht. Die in Florida anzutreffenden Waschbären wiegen dagegen oft nur drei Kilogramm. Das Gewicht der in Deutschland lebenden Waschbären liegt meist zwischen vier und neun Kilogramm.
  • Waschbären wohnen am liebsten im Wald. Zumindest tun sie das in ihrer ehemaligen Heimat Nordamerika. In Europa fühlen sie sich auch in der Nähe von Menschen wohl.
  • FALSCH: Die Bewohner Chicagos, Washingtons, Vancouvers, der Waschbär-Welthauptstadt Toronto und unzähliger anderer Städte und Gemeinden werden den Redakteur problemlos eines Besseren belehren können.
  • In Amerika gibt es mehr als 30 Waschbären-Unterarten, die sich anhand in ihrer Färbung leicht voneinander unterscheiden.
  • JEIN: Das steht zwar auch in respektabler Literatur wie „Raccoons: A Natural History“ von Samuel I Zeveloff, bei dem es immerhin nur 25 sind, aber eine derartige Unterarteninflation kann man meiner Meinung nach nicht ernstnehmen. Ich bezweifle, dass es einen Menschen auf der Welt gibt, der 25 gegebene Waschbären, jeweils einen aus einer Unterart, korrekt zuordnen kann. Außerdem wird meiner Ansicht nach auch die Erfordernis, dass zwischen Unterarten eine räumliche Trennung existieren muss, nicht hinreichend erfüllt.
  • „In freier Wildbahn werden Waschbären etwa zehn Jahre alt.
  • FALSCH: Sie können zwar ohne weiteres so alt und noch älter werden, weil aber praktisch nirgends derart paradiesische Bedingungen vorherrschen, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung nur 1,3 bis 3,1 Jahre. (--> Lebensweise des Waschbären)
  • Aber es kann passieren, dass du einmal ein Jungtier findest, dessen Eltern gestorben sind. Du kannst es mit verdünnter Milch, Kamillen- oder Fencheltee aus einer Saugflasche füttern. Nach etwa zwei Monaten es von der Flasche entwöhnt werden.
  • FALSCH: Wer diesen Ratschlag befolgt, der gefährdet die Gesundheit seines Schützlings. Waschbärwelpen sollten nicht mit Kuhmilch (oder gar Tee) gefüttert werden, sondern mit Ersatzmilch für Kätzchen (auch Kitten Milk Replacer genannt) oder ähnlichen Produkten. Außerdem sollte man niemals ein Wildtierjunges mit nach Hause nehmen, wenn man nicht hundertprozentig sicher ist, dass sich kein erwachsenes Tier mehr um es kümmert.
Interessanterweise wurde das Verhalten des Waschbären im zweiten Teil des Artikels ziemlich gut beschrieben, aber insgesamt überwiegt eindeutig der negative Eindruck von der mangelnden Sachkenntnis des Autors.

19. Juni 2008: Arche Online

Wie viel Unsinn kann man auf einer halben Bildschirmseite verzapfen? Offensichtlich jede Menge, wie uns dieser „Lexikoneintrag“ bei Arche Online lehrt. Zu allem Überfluss ist er auch noch bei Google bei einer Suche nach „waschbär“ prominent auf der zweiten Seite verlinkt.

  • Ordnung: Carnivora (Fleischfresser)
  • FALSCH: Die korrekte zoologische Bezeichnung ist „Raubtiere“ und nicht „Fleischfresser“.
  • Nach einer Trächtigkeit von rund 9 Wochen bringt das Weibchen etwa 5 Junge zur Welt.
  • FALSCH: Eine Fähe bringt durchschnittlich etwa 3,5 Junge zur Welt. Fünf Welpen sind zwar nicht unbedingt selten, aber eindeutig schon am oberen Ende des Spektrums angesiedelt. Mehr als sechs Junge sind auf jeden Fall die Ausnahme, womit ein Durchschnitt von fünf Welpen absolut unmöglich ist. (--> Fortpflanzung des Waschbären)
  • Die Jungen sind nach etwa 17 Wochen entwöhnt.
  • FALSCH: Die Entwöhnung ist ein allmählicher Prozess, eine derart exakte Wertangabe ist daher wissenschaftlich unzulässig. (--> Fortpflanzung des Waschbären)
  • Die Geschlechtsreife erreichen Waschbären im Alter von 2 Jahren.
  • FALSCH: Weibchen erreichen die Geschlechtsreife in der Regel schon vor ihrem ersten Geburtstag. Es ist alles andere als unüblich, dass bereits einjährige Weibchen trächtig werden. (--> Fortpflanzung des Waschbären)
  • Waschbären sind vorwiegend Einzelgänger.
  • FALSCH: Waschbären weisen ein variables geschlechtsspezifisches Sozialverhalten auf. Sie leben in der Regel nicht einzelgängerisch. (--> Sozialverhalten des Waschbären)
  • Die Männchen beanspruchen feste Territorien mit einer Größe bis zu 50 km².
  • FALSCH: Auch Rüden tolerieren in der Regel fremde Waschbären in ihrem Streifgebiet, solange nicht gerade Paarungszeit ist oder Ressourcenknappheit herrscht. Die Größenangabe ist außerdem als absolutes Maximum in sehr ungünstigen Habitaten zu sehen, üblich sind etwa ein bis fünf Quadratkilometer. (--> Sozialverhalten des Waschbären)
  • Andere Wirbeltiere gehören eigentlich nicht zu Ihrer Nahrung der Waschbären.
  • FALSCH: Wirbeltiere wie Amphibien und Fische können ein Drittel oder sogar noch mehr der Nahrungsmenge ausmachen, die ein Waschbär zu sich nimmt. (--> Ernährung des Waschbären)
  • Obwohl die Tiere keinen Winterschlaf halten, fressen sich Waschbären im Sommer und Herbst eine Fettschicht für den Winter an.
  • JEIN: Waschbären halten in strengen Wintern eine Winterruhe während der sie ihre Aktivität stark reduzieren. Die Fettschicht wird ja auch nicht wegen des Winterschlafs bzw. der Winterruhe an sich benötigt, sondern weil im Winter kaum noch Nahrung zu finden ist. (--> Lebensweise des Waschbären)
  • Seinen Namen hat das Tier von der Angewohnheit, seine Nahrung vor dem Verzehr zu waschen. Wenn der Waschbär dazu kein Wasser finden kann, reibt er zumindest das Futter mit seinen Pfoten ab, um groben Schmutz zu entfernen.
  • FALSCH: FALSCH! FALSCH!! FALSCH!!!!!!

Unglaublich, was alles im Internet steht und von gutgläubigen Besuchern solcher Seiten, die es ja gar nicht besser wissen können, dann geglaubt wird. Ich habe schon Texte aus dem 19. Jahrhundert gelesen, die eindeutig weniger Fehlinformationen enthielten.

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